Spanien als Vorbild - Fußfessel gegen Gefährder
Warum die Technik alleine Femizide nicht verhindert
Nach jahrelanger Kritik am mangelnden Schutz von Frauen vor tödlicher Gewalt wollen Bund und Länder künftig stärker auf elektronische Überwachung setzen. Auf der Innenministerkonferenz im Juni 2025 einigte man sich auf die Einführung der Fußfessel nach spanischem Vorbild: Täter sollen künftig überwacht werden können, indem ein Warnsystem die Polizei informiert, wenn sich der Gefährder dem Opfer nähert.
Während in Deutschland noch diskutiert wird, wie Frauen besser geschützt werden können, ist Spanien seit rund 20 Jahren deutlich weiter. Dort gibt es spezielle Schutzgesetze und ein nationales Risikomanagementsystem, das gefährdete Frauen frühzeitig in den Blick nimmt. Ein bekanntes Element dieses Ansatzes ist die elektronische Fußfessel. Sie überwacht nicht nur die Täter, sondern auch den Aufenthaltsort der gefährdeten Frau, sodass die Polizei eingreifen kann, wenn der vorgeschriebene Abstand unterschritten wird. In über 13.000 Hochrisikofällen wurde dieses System eingesetzt und dadurch verhindert, dass die geschützten Frauen getötet wurden.
Doch Expert:innen warnen: Die Fußfessel allein ist kein Wundermittel. Auch in Spanien funktioniert sie nur, weil es ein umfassendes Schutzsystem gibt – mit Risikoanalysen, Fallkonferenzen verschiedener Behörden, spezialisierter Justiz und einer kontinuierlichen Begleitung der betroffenen Frauen. In Deutschland fehlt ein solcher ganzheitlicher Ansatz bislang.
Die Frauenhauskoordinierung (FHK) begrüßt zwar, dass Femizide endlich als sicherheitspolitisches Problem anerkannt werden, warnt aber vor Symbolpolitik. Einseitige Lösungen wie Fußfesseln ohne begleitende Strukturen seien nicht ausreichend. Zudem kritisiert FHK die politische Verknüpfung von Gewalt gegen Frauen mit Migrationsdebatten: „Gewalt gegen Frauen ist kein importiertes Problem. Sie hat strukturelle Ursachen, die in ungleichen Machtverhältnissen liegen“, so FHK-Geschäftsführerin Sibylle Schreiber.
FHK und Frauenhäuser fordern stattdessen eine bundesweite Präventionsstrategie, mehr Schutzplätze, verpflichtende Risikoanalysen und eine kontinuierliche Täterarbeit. Wenn Deutschland Femizide wirklich verhindern will, braucht es ein Gesamtkonzept, das Schutz, Prävention und gesellschaftlichen Wandel vereint – statt einzelner Maßnahmen, die zu kurz greifen.
Zum Weiterlesen: Deutschlandfunk: Wie Spanien Frauen vor sexualisierter Gewalt schützt