Was ist häusliche Gewalt gegen Frauen?

Gewalt gegen Frauen wird am häufigsten in nahen Beziehungen, in Partnerschaften und in der Familie ausgeübt, d. h. in einem nahen Beziehungsverhältnis zwischen Opfer und Täter wie z. B. durch Partner und Ex-Partner, Freunde und Verwandte. Deshalb hat sich der Begriff „Häusliche Gewalt“ etabliert.

Häusliche Gewalt umfasst viele Formen von Gewalt:

Körperliche Gewalt

Körperliche Gewalt ist eine Form der Misshandlung gegen den Körper der Frau. Dazu gehören schubsen, schlagen, treten, würgen, verbrühren, verbrennen, vergiften, verletzen mit Gegenständen und jede andere gewaltsame Handlung.

Sexualisierte Gewalt

Sexualisierte Gewalt umfasst alle sexuellen Handlungen oder Übergriffe die gegen den Willen der betroffenen Person geschehen. Dazu gehören sexuelle Belästigungen, sexuelle Nötigungen, Vergewaltigungen, erzwungene Prostitution und Zwangsverheiratung. Sexualisierte Gewalt ist eine Form der Machtausübung, bei der körperliche und psychische Grenzen überschritten werden und die Intimsphäre von Frauen verletzt wird. Dazu gehören zum Beispiel auch anzügliche Bemerkungen und andere unerwünschte sexuelle Handlungen.

Psychische Gewalt

Psychische Gewalt bleibt oft für Außenstehende unsichtbar, sie richtet aber langfristige schwere emotionale Schäden an. Sie äußert sich durch kontrollierendes Verhalten, aggressives Anschreien, Demütigungen, Einschüchterungen, Verleumdung, Isolation und das Manipulieren der Gefühle und Gedanken der Frauen. Psychische Gewalt geht oft einher mit extremer Eifersucht. Die Täter verfolgen das Ziel, das Selbstwertgefühl zu beschädigen und Abhängigkeit herzustellen, um Macht und Kontrolle ausüben zu können. Häufig beginnt psychische Gewalt als schleichender Prozess von Grenzverletzungen und häufig kommt es auch zu körperlicher Gewalt.

Ökonomische Gewalt

Ökonomische Gewalt wird ausgeübt durch die Kontrolle oder Beschränkung des Zugangs zu Geld oder Bildung. Frauen werden behindert, finanziell unabhängig zu sein, was zu einer erzwungenen Abhängigkeit vom Täter führt, mit der Absicht, die Frau besser kontrollieren zu können.

Stalking/Cyberstalking

Unter Stalking wird ein beharrliches und fortgesetztes Verfolgen, Auflauern und Belästigen über einen längeren Zeitraum verstanden. Stalking-Handlungen sind z. B. wiederholte Telefonanrufe zu jeder Tages- und Nachtzeit, Auflauern vor der Wohnung der Betroffenen, Verfolgen bis zur Arbeitsstelle, dem Supermarkt oder dem Kindergarten, Ausspionieren des Tagesablaufs, des sozialen Umfelds und persönlicher Daten, Sachbeschädigung am Auto, Einbruch in die Wohnung, Belästigungen und Nötigung.

Auch Cyberstalking nimmt immer mehr zu, d.h. das permanente Kontaktieren auf sozialen Netzwerken, Verleumdungen im Internet oder die Veröffentlichung von z.B. privaten Fotos gegen den Willen der Betroffenen.

Digitale Gewalt

Der Bundesverband der Frauenberatungsstellen definiert digitale Gewalt folgendermaßen:

„Digitale Gewalt ist ein Oberbegriff für Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt, die sich technischer Hilfsmittel und digitaler Medien (Handy, Apps, Internetanwendungen, Mails etc.) bedienen und/oder geschlechtsspezifische Gewalt, die im digitalen Raum, z. B. auf Online-Portalen oder sozialen Plattformen stattfindet. Digitale Gewalt funktioniert nicht getrennt von „analoger Gewalt“, sie stellt meist eine Ergänzung oder Verstärkung von Gewaltverhältnissen und -dynamiken dar.“

Unter diesem Link informiert der Bundesverband ausführlich über digitale Gewalt: https://www.aktiv-gegen-digitale-gewalt.de/

Häufig ist häusliche Gewalt ein vielschichtiges Geschehen aus Formen sexualisierter, körperlicher und psychischer Gewalthandlungen, aus ökonomischer Gewalt, digitaler Gewalt und Stalking. Die Gewaltformen greifen ineinander, verstärken sich gegenseitig und führen bei der Frau einerseits zu einem Gefühl der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, andererseits auch zu Enttäuschung und Wut und dem dringenden Wunsch, die von Gewalt geprägte Lebenssituation zu verlassen.

Phasen von Trennung und Scheidung sind für Frauen besonders gefährlich, denn in dieser Zeit kommt es häufig zu Gewalt oder die Gewalt nimmt an Häufigkeit und Intensität zu. Der Partner erlebt, dass die Frau eigene, unabhängige Entscheidungen trifft und seine Macht- und Kontrollbedürfnisse für die Frau nicht mehr der einzige Maßstab ihres Handelns sind. Erlebt der Partner in dieser Zeit zusätzliche Verluste (Arbeitsplatzverlust, Todesfälle in der Herkunftsfamilie, Tod des Hundes, Verlust des Führerscheins wegen Alkohol am Steuer o.ä.) kann das Aggressionspotential erheblich ansteigen.

Obwohl häusliche Gewalt inzwischen vermehrt auch in Zeitungsberichten oder Fernsehsendungen und sozialen Netzwerken thematisiert wird, unterliegen konkrete Fälle von häuslicher Gewalt auch heute noch weitgehend einem strengen gesellschaftlichen Tabu. Auch dies führt dazu, dass es Frauen noch immer sehr schwerfällt, über ihre demütigenden Erfahrungen zu sprechen oder die Straftaten ihrer (Ex-)Partner bei der Polizei anzuzeigen.